Samstag, 30. April 2016

"Starting Engine Number 2"

Zwei weitere Schritte auf unserem Weg ins Cockpit eines Condor Fliegers sind geschafft. Wir haben die Flugphasen in der Piper PA28 und dem Simulator beendet und widmen uns nun einem schnelleren Flugzeug, dass uns auf die spätere Arbeit mit zwei Triebwerken vorbereiten soll: Der Piper PA44.
Von den Außenmaßen unterscheidet sie sich kaum von der PA28, jedoch hat sie einen wesentlichen Unterschied. Sie hat zwei Motoren und zwei Propeller. Und so kommt die Art zu fliegen unserem späteren Jetfliegen immer näher.
Und schneller ist sie auch! Mit der PA28 flogen wir mit ca. 200 km/h im Reiseflug. Die PA44 schafft nun fast 300 km/h. Wir können es kaum erwarten. Gesagt, getan: die Flugvorbereitungen sind abgeschlossen und die Triebwerke werden angelassen. So stellt sich beim Ausspruch "Starting Engine Number 2" eine große Portion Stolz bei uns ein. Warum? An unserem ersten Tag an der TFC Käufer hatten wir eine Führung durch die Flightbase in Essen Mülheim. Dort stand sie: die PA44. Wir bestaunten sie alle und sagten uns: "Wenn wir diese Maschine mal fliegen, dann sind wir fast am Ziel, dann haben wir es fast geschafft!"
Und nun ist es so weit. Wir wurden im Simulator schon gut auf das Fliegen mit zwei Triebwerken vorbereitet, sodass die Umstellung gar nicht so groß wie zuerst gedacht war. Was wirklich überrascht hat (und im stationären Simulator natürlich auch nicht dargestellt werden kann), war die Beschleunigung, die die zwei Triebwerke hervorriefen – wir wurden beim Take-off schon ordentlich in den Sitz gedrückt. Nach einem kurzen Startlauf schoss die PA44 wie ein Pfeil in die Luft und stieg mit Leichtigkeit auf Reiseflughöhe.
Dort erwies es sich in den ersten Flugstunden als etwas knifflig die Propeller zu synchronisieren. Denn wenn sie nicht auf exakt der gleichen Drehzahl laufen, ergibt das unangenehme Vibrationen und Geräusche. Doch das hatten wir alle schnell raus und hatten im Anschluss sogar Zeit, uns der grandiosen Aussicht aus zuvor noch nicht erreichten Höhen zu widmen. Dazu kurz die Erklärung: mit zunehmender Höhe wird die Luft dünner, weshalb ein Motor immer weniger Leistung produzieren kann. Doch nun haben wir zwei, was uns in größere Höhen vorantreibt.
Auch weiter können wir nun fliegen, da die PA44 im Vergleich zur PA28 ein größeres Tankvolumen hat. Ganze 415 Liter Treibstoff passen in die zwei Tanks. So rücken Ziele wie Stuttgart, Nürnberg, München, Leipzig etc. in greifbare Nähe. Es werden nun also die großen Verkehrsflughäfen angeflogen. Nicht zuletzt, da wir nun mit dem sogenannten High-Speed Approach (einem sehr schnellen Anflug, bei dem die Geschwindigkeit erst spät auf Landegeschwindigkeit reduziert wird) fast mit Airlinern mithalten können und so keine allzu große Behinderung für die reibungslose Abfertigung von Passagiermaschinen darstellen.
Und auch wenn mal etwas nicht so ganz glatt laufen sollte, sind wir bestens vorbereitet: In unseren letzten Simulatorstunden haben wir uns intensiv mit den Abnormals beschäftigt. Dabei handelt es sich um Verfahren die angewandt werden, wenn sich eine, wie der Name schon sagt, abnormale Situation einstellt, beispielsweise ein Triebwerksausfall. Trotzdem hoffen wir natürlich, dass wir von diesen Fähigkeiten nie im echten Leben Gebrauch machen müssen.

So genießen wir die letzten Stunden auf einem unserer Schulungsflugzeuge hoch über Deutschland, bevor es wieder in den Simulator geht. Denn bald ruft das Jet-Fliegen! Wir haben erfahren, welches Flugzeug nun unser späteres Arbeitsgerät wird: die Boeing 757/767. Wie es damit aber weitergeht, erfahrt ihr demnächst ;-)

Samstag, 2. April 2016

Über (und in) den Wolken

Nachdem wir die erste Simulatorphase absolviert hatten, ging es für uns endlich wieder an den Flugplatz zu den „echten“ Flugzeugen, in denen wir nun das Erlernte anwenden sollten. Doch zunächst stand eine theoretische Einweisung über die Flugplanung von Flügen nach Instrumentenflugregeln (IFR) sowie der Aufgabe von Flugplänen an die Deutsche Flugsicherung (DFS) an, die wir mit einem Handbuchtest über unser Schulflugzeug, einer Piper PA 28, beendet haben.
Danach folgte unsere erste Flugstunde, die natürlich mit einem ausführlichen Outside-Check begann und uns mit dem Flugzeug und seinem Flugverhalten vertraut machen sollte. Wir verließen die Essener Platzrunde und begannen in der Trainingsarea, nördlich des Ruhrgebiets, mit der sogenannten Airwork. Dabei flogen wir Kurven mit großen Schräglagen und führten das Flugzeug an den Strömungsabriss heran, bevor wir am Flughafen Niederrhein einen ersten ILS-Anflug (Instrumentenlandesystem) übten. Überwältigt von diesen Eindrücken setzten wir uns am folgenden Tag an die Flugplanung für unseren ersten richtigen IFR-Flug durch und über die Wolken. Die Route für das erste Dreieck führte von Essen nach Münster/Osnabrück und Niederrhein.




Aber auch wenn wir inzwischen nach Instrumentenflugregel fliegen, bleibt das Wetter für uns der entscheidende Faktor ob wir fliegen können – zum Einen ist der Flugplatz Essen/Mülheim nicht für IFR-Flüge ausgestattet, weshalb wir die erste Strecke bis zu einem IFR Pick-Up Punkt (dort können wir mit dem IFR Flug beginnen) nach Sicht fliegen. Zum Anderen müssen wir aktuell noch sehr auf das Thema Eis achten, das sich beim Flug durch die Wolken an den Tragflächen bilden kann und zu einer erheblichen Verschlechterung der Flugeigenschaften führt.
Ebenfalls wichtig für die Flugvorbereitung sind die NOTAMs (Notice(s) to Airmen – Informationen über temporäre oder dauerhafte Änderungen), die vor allem an den größeren Verkehrsflugplätzen von Relevanz sind und zum Beispiel eine Änderung in einer Abflugroute mitteilen.
Nach Komplettieren der Planung und Bestätigung der Flugroute durch die DFS kann es auch schon losgehen: Nachdem wir die Platzrunde verlassen haben und zu unserem IFR Pick-Up Punkt flogen, meldeten wir uns über Funk bei den Radarlotsen in Langen an. „Langen Radar, D-ETFC, Altitude 2000ft, climbing altitude 4000ft inbound Bottrop NDB“. Mit der Freigabe durch die Lotsen stiegen wir auf 5000ft und durchflogen dabei die Wolken, sodass wir am Ende bei strahlendem Sonnenschein über einer geschlossenen Wolkendecke Richtung Münster unterwegs waren – einfach nur schön! Im Funk hörten wir nebenbei die Anweisungen der Lotsen an die sich im selben Sektor befindlichen Airliner, was uns wieder zeigte, wie nah wir unserem Ziel sind. Der Sink- und Anflug führte uns sehr lange durch die Wolken, sodass wir die Landebahn erst einige hundert Meter über dem Boden sahen und bis dahin nach Instrumenten und den Anweisungen des Lotsen fliegen mussten.
In Münster tauschten wir analog zum Simulator die Plätze und Aufgaben (einer fliegt & einer funkt) und flogen zu unserem nächsten Ziel, dem Flughafen Niederrhein, wo wir erneut einen ILS Anflug trainiert haben – diesmal allerdings nur als „Touch & go“ – bevor es dann zurück nach Essen ging.
Erneut mussten wir prüfen, ob die Wetterbedingungen es zuließen, nach Sichtflugregeln in Essen zu landen oder ob wir gegebenenfalls zu einem anderen Platz ausweichen müssen. Doch das Wetter spielte mit, sodass wir kurz vor Bottrop unseren IFR Flug beenden konnten, um anschließend in Essen zu landen.